FAZ: Overwiening verlangt Soforthilfe für Apotheken

Im heutigen Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) fordert ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening eine finanzielle Soforthilfe für die Apotheken. "Wir benötigen mindestens eine Milliarde Euro noch in diesem Jahr: als Notpauschalen für jede Apotheke, als Erhöhung des Packungsfixums und als weitere Senkung des Apothekenabschlags", sagt Overwiening dem überregionalen Blatt (15. Februar 2024). Eine Soforthilfe sei auch deshalb gerechtfertigt, weil die Apotheken für die Kassen viele Gelder für Rabattverträge einsparen würden. "Die kommen den Kassen zugute, aber wir setzen sie um, indem wir das rabattierte Medikament heraussuchen, dazu kommunizieren und es ausgeben. Auch das Inkasso für die Medikamentenzuzahlung wickeln wir für die Kassen ab", so die ABDA-Präsidentin weiter.

Die Wahrnehmung sei grundfalsch, dass sich Apotheker in der öffentlichen Apotheke eine goldene Nase verdienen, machte Overwiening deutlich. Der Aufwand für Personal, Miete, Energie und alles andere sei stark gestiegen, das Grundhonorar aber habe sich seit zwanzig Jahren nicht erhöht. Die ABDA-Präsidentin zur FAZ: "Nicht einmal zwei Drittel der selbständigen Kollegen erzielen ein Betriebsergebnis von mehr als 75.000 Euro im Jahr. 11 Prozent der Apotheken haben bereits ein defizitäres Ergebnis, weitere 15 Prozent haben ein Ergebnis unter 50.000 Euro. Da steht man sich im öffentlichen Dienst besser: Der Bruttolohn eines angestellten Krankenhausapothekers ohne Leitungsfunktion beträgt 75.000 bis 106.000 Euro im Jahr."

Angesprochen auf die PTA-Vertretungspläne des Bundesgesundheitsministerium sagt Overwiening: "Nach Lauterbachs Plänen soll der Apotheker bei Bedarf über die Telepharmazie zugeschaltet werden. In Analogie zu einem Chirurgen würde das bedeuten, dass eine erfahrene OP-Schwester einen Blinddarm entfernen darf, wenn sie oft genug gesehen hat, wie das geht. Notfalls kann der Arzt ihr per Video zeigen, wie sie das Skalpell richtig hält. Darauf würde sich niemand einlassen. Übrigens ist auch der PTA-Verband gegen Lauterbachs Vorschlag."

Auch die aktuelle Lage bei den Lieferengpässen von Arzneimitteln wurde angesprochen. Overwiening stellt klar, dass es keine Entspannung gebe: "Nein, insgesamt haben wir sogar mehr Lieferengpässe als im vergangenen Jahr. Aber das Thema ist nicht so emotionalisiert, weil es die Kinder weniger stark betrifft. Bei Fiebersäften haben wir eine recht gute Situation, bei antibiotischen Säften für Minderjährige geht es auf und ab. Aber bei Erwachsenen ist die Lage sehr, sehr angespannt. Es fehlt an stärkeren Schmerzmitteln, an Onkologika, an Aidsmedikamenten und Psychopharmaka."